Das ist die bearbeitete Aifnahme des Nachthimmels. Es ist erstaunlich, wieviele Details und Farben noch in der RAW-Aufnahjme steckten, die unbearbeitet so unspektakulär aussieht. (Foto: Andreas Lerg)

Astrofotografie – ein aller erster Versuch

Am Montag, 20. Januar 2020, war es in der Nacht recht kalt und wie so oft, wenn es sehr kalt ist, ist der Himmel wolkenfrei und klar. So auch am Montag und da habe ich mir spontan meine Kamera-Ausrüstung geschnappt, bin hoch in die Weinberge gefahren und habe einmal angefangen, mit dem Thema Astrofotografie zu experimentieren. Die Kamera aufs Stativ gepackt, das Nikkor 50 Millimeter 1:1,8 D – ein lichtstarkes Weitwinkel-Zoom steht noch auf der Wunschliste – drauf gedreht und los ging es.

Ich hab eine kleine Serie gemacht, aber im Prinzip ist nur ein halbwegs brauchbares Bild dabei herausgekommen. Ich musste wieder feststellen, dass ich dringend einen neuen Stativkopf brauche, wie ich im Blogbeirag über die Mondfotografie schon geschrieben habe. Der Action Grip-Kugelneiger hat doch tatsächlich auch mit dem Fliegengewicht von 50-Millimeter-Objektiv bei geneigten Positionen sehr schnell nachgegeben und ist abgekippt. Das macht echt keinen Spaß.

Astrofotografie ist Handarbeit

Die Aufnahme habe ich bei 800 ISO und Blende 1,8 gemacht. Mit dem Fokussieren ist das bei einem schwarzen Nachthimmel mit ein paar Sternen so eine Sache. Autofokus kannst Du im Prinzip vergessen, wenn es nichts kontrastreiches gibt, auf dass die Kamera sich dabei einschießen kann. Im Prinzip habe ich auf manuellen Fokus geschaltet und dann die Schärfe des Objektives auf Unendlich gestellt. Bei der eingestellten komplett offenen Blende habe ich die Zeitautomatik die entsprechende Zeit einsteuern lassen. Ich habe festgestellt, dass ab etwa 25-30 Sekunden die Sterne bereits „strichig“ werden. Und warum werden die Sterne bei langen Belichtungszeiten zu Strichen? Na ganz einfach, die blaue Kugel, auf der wir rumturnen, dreht sich. Und wenn man bedenkt, dass das mit 1650 km/h geschieht, dann wird klar, dass man da recht schnell schon Striche statt Punkte sieht, wenn man lange belichtet. Man könnte das mit einer „astronomischen Montierung“ kompensieren, die die Kamera parallel zur Erdrotation mitbewegt – also eigentlich gegen die Erdrotation bewegt – und damit die Rotation neutralisiert und so längere Belichtungszeiten erlaubt. So sieht sowas aus.



Hier siehst Du mal ein Bild, das mit 30 Sekunden belichtet wurde und vor allem an den Rändern schön deutliche Strichbildungen bei den Sternen zeigt. Du siehst die diagonale Linie mit den Lichtpunkten darauf? Das ist ein in großer Höhe fliegendes Flugzeug und dieses Bildelement ist im Prinzip knackscharf. Man sieht also, dass die Unschärfe der Sterne eben auch von der Rotation und Strichbildung herrührt.

Der lange diagonale Strich mit den Lichtpunkten darauf ist ein in großer Höhe vorbeifliegendes Flugzeug.

Dann habe ich mit Selbstauslöser fotografiert, damit die Kamera nicht durch das Drücken des Auslösers oder das Loslassen direkt danach wackelt. Das hat ganz gut geklappt, aber ich werde beim nächsten Mal einen Funk-Fernauslöser ausprobieren.

Das Ergebnis war eher mager

Die meisten Aufnahmen waren trotzdem verwackelt oder irgendwie doch nicht scharf genug. Aber wie oben schon beschrieben, war wenigstens ein Foto dabei, das zwar scharf aber dennoch minimal verwackelt war. Dennoch habe ich mir das dann mal vorgeknöpft und bearbeitet, um zu sehen, was man rausholen kann. Das Ergebnis hast Du ja schon oben als Aufmacherbild gesehen. Aber schau dir doch mal hier die unbearbeitete RAW-Aufnahme an.

Das ist die unbearbeitete RAW-Aufnahme "out of camera". Die habe ich ledilich als JPF abgespeichert, um sie Web-tauglich zu machen. (Foto: Andreas Lerg)
Das ist die unbearbeitete RAW-Aufnahme „out of camera“. Die habe ich ledilich als JPG abgespeichert, um sie Web-tauglich zu machen. (Foto: Andreas Lerg)

Wie Du siehst, siehst Du recht wenig. Einige wenige helle Sterne zeichnen sich erkennbar ab, ansonsten ist alles schwarz. Wenn Du dir dann die bearbeitete Version ansiehst, siehst Du, wieviel mehr „Informationen“ der Bildsensor der Nikon D750 tatsächlich einfängt und in die Bilddatei packt. Diese kann man dann beim Bearbeiten herauskitzeln. Dabei sind nicht nur deutlich mehr Sterne am Nachthimmel zu sehen, als in der unbearbeiteten Aufnahme. Man erkennt auch Farben. Sprich, nicht alle Sterne sind weiß, wie der erste, flüchtige Blick mit bloßem Auge auf den Nachthimmel vermuten lässt. Schau Dir hier mal die Gegenüberstellung von unbearbeitetem und bearbeitetem Bild an. Bei dem bearbeiteten Bild erkennt man auch die leichte Verwackelung, vor allem an den größeren Sternen, die irgendwie eine Art „Tellerrand“ haben.

Fertig bearbeitete Aufnahme
Fertig bearbeitete Aufnahme
Fertig bearbeitete Aufnahme
Unbearbeitete RAW-Aufnahme
Unbearbeitete RAW-Aufnahme
Der Nachthimmel über Oppenheim am 20. Januar 2020.

Die Milchstraße war in dieser Nacht nicht oder wenn nur rudimentär an unserem Himmelsabschnitt zu sehen. Das soll ab März bis August deutlich besser sein, habe ich gelesen. Aber da bleibe ich auf jeden Fall dran. Aber ganz oben auf der Einkaufsliste steht jetzt erst mal ein neuen Stativkopf und zwar mindestens ein 3-Wege-Neiger, vielleicht sogar als Getriebeneiger. Der ausgeleierte Kugelkopf taugt höchstens noch fürs iPhone. Vielleicht leihe ich mir das Nikon AF-S Zoom-Nikkor 14-24mm 1:2,8G ED mal bei Calumet Rent für ein Wochenende aus. Hier noch das andere Bild, dass die Strichbildung bei den Sternen erahnen lässt in der Gegenüberstellung von unbearbeitetem und bearbeitetem Bild. In der unbearbeiteten Version siehst Du so einen gelb-dreckingen Schimmer. Das ist die „Lichtvermutzung“, denn in einem halbwegs dicht besiedelten Gebiet wie dem Rhein-Main-Gebiet kann man nicht wirklich von „tief-schwarzer Nacht“ sprechen. Und je länger man belichtet, um so mehr dieser Lichtverschmutzung fängt man ein.

Fertig bearbeitete Aufnahme
Fertig bearbeitete Aufnahme
Fertig bearbeitete Aufnahme
Unbearbeitete RAW-Aufnahme
Unbearbeitete RAW-Aufnahme
Der Nachthimmel über Oppenheim am 20. Januar 2020 mit Flugzeug.

Die Bildbearbeitung habe ich auch dieses Mal mit  Luminar 4 gemacht. Wenn Du Dir Luminar 4 mal anschauen willst, kannst Du unter dem Link oben auch eine Demo herunterladen. Wenn Dir die Software gefällt, kannst Du sie hier für Windows oder Mac kaufen. Das ist ein Affiliate-Link, mit dem Du mich unterstützen kannst, ohne dass es Dich etwas kostet. Im Gegenteil, denn mit meinem Promocode „LERGLICHTBILDERL4“ bekommst du Luminar 4 sogar noch 10 Euro günstiger.

  • Blende: ƒ/1.8
  • Kredit: Andreas Lerg
  • Kamera: NIKON D750
  • Aufgenommen: 20 Januar, 2020
  • Blitz: Nein
  • Brennweite: 50mm
  • ISO: 800
  • Verschlusszeit: 1/1.3s