Immobilienfotografie mit HDR-ausarbeitung

Anfang März war ich bei der DLRG Bundesebene in Bad Nenndorf auf einer Tagung. Das Bundeszentrum hat mit dem „Hotel Delfin“ ein eigenes Tagungshotel und das wurde durch einen Neubau ergänzt und erweitert. Kaum eine Woche nach der Inbetriebnahme des Neubaus hatte ich ein Zimmer in eben diesem. Und ich hatte mein vor kurzem erworbenes Sigma 14-24mm F2,8 DG HSM Art dabei. Also habe ich das Thema Immobilienfotografie wieder einmal aufgegriffen und das neue Hotel in Szene gesetzt. Da man ja für alles immer ums Verrecken ein englisches Wort benutzen muss, heutzutage wird dieses Genre gerne „Real Estate“ genannt. Besonders populär ist dieses Thema, wenn es darum geht, Immobilien beispielsweise für den Verkauf über ein entsprechendes Immobilienportal, die Vermietung an Mieter oder über Plattformen wie AirBNB oder auch für Werbung uns Prospekte aufzubereiten.

Immobilienfotografie nicht ohne Stativ

Der Name Immobile hat es ja quasi schon in sich. Dieses Motiv hält still, sehr still. Ich habe also mein Stativ aufgebaut, damit ich die Kamera in Ruhe und optimal ausrichten kann. Immobilien haben gewisse Geometrien und wenn die Kamera nicht richtig ausgerichtet ist oder gar aus der Hand fotografiert wird, kann es gerade bei Weitwinkelaufnahmen zu stürzenden oder kippenden Linien oder „krummen Geraden“ kommen. Mit dem Kugelkopf, der ich mir bei Calumet in Frankfurt gekauft habe, und der digitalen Wasserwaage in der Kamera gelingt das Ausrichten der Kamera sehr gut.

HDR-Aufnahmen für optimale Ergebnisse

Kommen wir zur Belichtung, denn hier wird nicht einfach ein Bild gemacht. Die Aufnahmen – oder besser die Endergebnisse – entstehen durch High Dynamic Range (HDR), also einen hohen Dynamikumfang. Das Prinzip ist eigentlich recht einfach. Von einem Motiv wird eine Belichtungsreihe aufgenommen. Eine Aufnahme wird auf die Schatten korrekt belichtet, eine auf die Lichter und eine quasi dazwischen. Also drei Aufnahmen. Das habe ich mit der Brackting-Funktion der Nikon D750 gemacht. Hier mal ein Beispiel einer solchen Belichtungsreihe. Es handelt sich um die Bar in der neuen Lounge des Hotels, dessen fertig bearbeitetes Bild auch als Aufmacherbild dieses Beitrages dient.

Hier eine dunkle Belichtung. Sprich die eher hellen Bereiche wurden adressiert, die dunklen
Hier eine dunkle Belichtung. Sprich die eher hellen Bereiche wurden adressiert, die dunklen
Hier eine dunkle Belichtung. Sprich die eher hellen Bereiche wurden adressiert, die dunklen „saufen“ etwas ab.
Hier die Belichtung
Hier die Belichtung „auf die Mitte“.
Hier eine helle Belichtung. Sprich die eher dunklen Bereiche wurden adressiert, die hellen überstrahlen etwas.
Hier eine helle Belichtung. Sprich die eher dunklen Bereiche wurden adressiert, die hellen überstrahlen etwas.

Aurora HDR als optimales Tool für HDR

Diese drei Bilder werden dann mit einer Bildbearbeitungssoftware „zusammengerechnet“. Die Software ermittelt in den drei Bildern die jeweils optimal belichteten Bereiche und kombiniert diese zu einem neuen und eben durchgängig optimal belichteten Bild. Man kann das im Prinzip auch mit Lightroom oder Adobe Photoshop machen, aber die Ergebnisse sind meist nicht so gut, wie die einer speziellen HDR-Software. Bei mir kommt Aurora HDR von Skylum zum Einsatz, der Firma, die auch Luminar 4 gemacht haben. Diese Software ist zum einen recht einfach zu bedienen und liefert erstklassige Ergebnisse. Die Bilder, die ich hier in diesem Artikel zeige, habe ich nur damit aufbereitet und nicht weiter bearbeitet. Die Ergebnisse können sich absolut sehen lassen.

In Auroa wird dafür die Funktion „Stapelverarbeitung“ benutzt, Ich zeige Dir hier einfach mal die Bearbeitungsschritte in Screenshots.

1. Klicke links unter „Bild öffnen“ auf die Schaltfläche „Stapelverarbeitung“.
2. Es öffnet sich dieses Feld in das Du einfach die Aufnahmen deiner Belichtungsreihe aus dem Dateimanager hineinziehst. Achter darauf, das rechts „HDR-Belichtungsreihe“ angewählt ist.
3. Ich habe hier meine drei Bilder der Bar hineingezogen. Dann auf „Weiter“ klicken.
4. Hier kannst Du verschiedene Einstellungen vornehmen. Bei den „Aurora HDR Looks“ habe ich „Architekture“ und dort „Realistic“ verwendet. Realistic gibt es für „Exterior“ und „Interior“, also Gebäudeaufnahmen außen und innen. Du kannst noch den Ordner festlegen, in dem das fertige Bild gespeichert wird. Die Einstellungen erklären sich eigentlich alle von selbst. Dann unten auf „Erweitert“ klicken, denn wir müssen uns noch um eine Einstellung kümmern.
5. Die „Farbrauschunterdrückung kann man anklicken, aber die ist eher für Langzeitbelichtungen bei Nachtaufnahmen wichtig. Hier geht es vor allem um die Funktion „Geisterbilder reduzieren“, die angeschaltet sein muss. Warum? Du legst ja drei Bilder übereinander. Falls die Kamera zwischen den einzelnen Aufnahmen doch ein bisschen gewackelt hat und die Bilder deshalb nicht 100% deckungsgleich sein sollten, dann gleich diese Funktion das aus und richtet die drei Bilder perfekt aufeinander aus. Danach auf „Fertig“ klicken und im ursprünglichen Fenster dann auf „Verarbeiten“. Dann geht Auroa HDR ans Werk und speichert das Ergebnis in dem von Dir vorherbestimmten Ordner.

Warum dieser Aufwand? Kann man nicht einfach blitzen? Theoretisch kannst Du so eine Szene auch blitzen. Aber wenn Du so eine Aufsteck-Lichtschleuder auf der Kamera hast, dann wird das Blitzlicht, das Bild „platt machen“. Es wirkt flach und perspektivlos und flächig ausgeleuchtet. Akzente und die Dynamik gehen dabei verloren. Ok, wenn Du eine Studioblitzanlage hättest und eine komplexe Ausleuchtung arrangieren und aufstellen könntest … kannst Du aber im Prinzip nicht, denn gerade in kleineren Räume wie einem Hotelzimmer oder dem hier auch abgebildeten Badezimmer hast Du garnicht den Platz, mehrere Blitzlampen, Reflektoren etc. aufzustellen. Und weil Du die Räume ja weitwinkelig zeigst, wäre irgend etwas dieser Apparaturen auch immer auf dem Bild zu sehen oder würde in einem Spiegel oder eine Fensterscheibe reflektiert sichtbar sein.

Nicht nur das, Du müsstest auch für die verschiedenen Perspektiven, die Du von einem Raum brauchst, immer wieder alles umbauen müssen. Der „Bauaufwand“ wäre viel zu hoch. Und wenn Du beispielsweise im Auftrag eines Immobilienmaklers fotografierst, willst Du ja auch nicht etliche Stunden zugange sein und einen Kleintransporter an Ausrüstung anschleppen und aufbauen, um alle Perspektiven im Kasten zu haben. Vor allem, wenn die Immobilie noch bewohnt ist, werden die Bewohner nicht einen halben Tag spazieren gehen, bis Du fertig bist.

Daher hat sich die Belichtungsreihe und eine HDR-Software in diesem Gebiet sehr bewährt. Und die Ergebnisse, die ich dir jetzt hier in der Galerie zeige, sind doch auch echt sehenswert.
Klicke die Bilder an, um eine große Ansicht des jeweiligen Bildes zu bekommen.

  • Blende: ƒ/2.8
  • Kredit: Andreas Lerg
  • Kamera: NIKON D750
  • Aufgenommen: 7 März, 2020
  • Belichtungsvorgabe: -1EV
  • Blitz: Nein
  • Brennweite: 24mm
  • ISO: 800
  • Verschlusszeit: 1/160s